Kinder in unserer Umwelt
1973
Inhalt
In zehn Kurzfilmen á 10 min. werden die Themen Luft, Wasser, Erde, Abfall, Nahrung, Wohnen, Kommunikation und Verkehr behandelt. Acht- und neunjährige Kinder sprechen über ihre diesbezüglichen Beobachtungen, über das, „was sich um sie herum abspielt“. Die Kinder bringen zum Ausdruck, was sie fühlen, wie sie darüber denken, was sie in der Welt der Erwachsenen, bewusst oder unbewusst beobachten welche Schlüsse sie daraus ziehen, welche Wünsche, Vorstellungen, aber auch Träume und Fantasien daraus entstehen.
Folge 01 Hans in Unglück 13.08.1973
Folge 02 Kein Märchen vom Mist 27.08.1973
Folge 03 Franzi geht von A nach B 10.09.1973
Folge 04 Die Höhlenkinder 24.09.1973
Folge 05 Tischlein deck‘ dich 08.10.1973
Folge 06 Brüderlein fein-den Schädel ein 22.10.1973
Folge 07 Vom Regen in die Traufe 05.11.1973
Folge 08 Der Luftmacher 19.11.1973
Folge 09 Was macht ihr mit der Welt? 28.11.1973
Folge 10 Kinder in unserer UN-Welt 17.12.1973
Credits
Fotos
Video
Presse
5.6.1973 Kurier; 8.8.1973 Kurier; 25.8.1973 Kurier Magazin; ? Artikel;
Weiterführende Notizen
Filmische Thematisierung ökologischer Themen
Die Filme sind eine frühe filmische Thematisierung ökologischer Themen. Der Begriff “Ökologie” war 1973 noch wenig bekannt und wurde kaum verwendet, natürlich auch von den Kindern nicht. Doch es war unerwartet und überraschend, mit welcher Intensität die Kinder das Thema Ökologie durch Schilderungen ihrer Beobachtungen zum Ausdruck brachten. Sie sprachen immer frei und spontan , es gab keine gezielten Fragen und Antworten darauf.
Wie kam es zu der Serie?
Nach seinen Dokumentarfilmen mit achtjährigen Kindern und fünfzehnjährigen Mädchen wollte Voitl erneut mit Kindern über „ihr Leben, ihre Wünsche, ihren Alltag“ sprechen. Intuitiver Auslöser dafür war die in der Bevölkerung bereits wahrzunehmende Furcht vor Verlust und Einschränkung der Lebensqualität durch die Verschlechterung der Umweltbedingungen. Diese Stimmung resultierte aus den vielen emotional aufgeladenen medialen Berichten über die Verschmutzung von Gewässern und Luft durch DDT und Dioxin, über das Sterben der Wälder durch Sauren Regen, Gesundheitsgefährdung durch den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft. In dieser diffusen Stimmung schlummerten bereits die großen Herausforderungen der folgenden Jahrzehnten, die dann zu zivilgesellschaftlichen Ökologie – und Umweltbewegungen führten. In den frühen 1970er Jahren war das Thema „Ökologie“ noch wenig thematisiert. Hier wollte Voitl ansetzen, indem er wieder das Gespräch mit Kindern (in der ihm eigenen Art und Weise) aufnahm.
Mit seinem Freund und Filmproduzenten Wulf Fleming (Team Film GmbH) und dem Autor Niels Kopf begann die Suche nach Auftraggebern, Finanzierung und Sponsoren. Der ORF und viele Institutionen zögerten. Es ergab sich ein Kontakt zur Österreichische Elektrizitätswirtschafts-AG, dem Verbundkonzern. Dort gab es Interesse, aber die Geschäftsführung hatte ihre eigene Interpretation des Filmvorhabens. Sie fand die Idee gut „mit Kindern für die umweltgerechte Energieerzeugung des Konzerns zu werben.“ Daraufhin betraten Voitl, Fleming und Kopf die Arena der Diskussion und Überzeugungsarbeit. Voitl argumentierte, dass einen Film zu sponsern, in dem Umwelt und Ökologie zukunftsorientiert zum Ausdruck kommen würde, dem Konzern ein Zukunfts-Image geben würde. Davor wollte sich der Konzern, aber damals auch die Wirtschaft ganz allgemein, hüten. Dennoch gelang es Voitl und dem Team das Trägheitsmoment des Konzerns aufzubrechen. Es wurde möglich was bis dahin als unmöglich galt. In der zehnteiligen Fernsehserie „Kinder in unserer Umwelt“ waren es acht- bis neunjährige Kinder, die über ihre Zukunft sprachen. Schließlich wurde die Serie vom ORF produziert und von der Österreichischen Verbundgesellschaft (Verbundkonzern) gesponsert. Die Tatsache, dass Voitl zu kurzen An- und Absagen des Sponsors zustimmte, sorgte wiederum für „ideologiegeschwängerte“ Diskussionen in der noch jungen Umweltbewegung.
Mit „Kinder in unserer Umwelt“ schuf Helmut Voitl die erste Umwelt-Filmserie in Österreich. Das Thema Umwelt und Ökologie brodelte bereits und die Kinder gaben den Diskussionen unerwartete, wesentliche Impulse. Die Filme waren eine Gratwanderung zwischen Emotion und Sachlichkeit, mit dem Ziel, einer diskursiv-konsensual ausgerichteten Konfliktregelung. Vom Publikum wurden die Filme, zwar kontroversiell, aber angeregt angenommen.
Elisabeth Guggenberger sah die Filme und…
Elisabeth Guggenberger sah die Filme im Fernsehen, war begeistert und wollte den Regisseur kennenlernen. Sie schlug ihm vor, die Filme nicht nur im TV auszustrahlen, sondern damit auf „Tournee“ zu gehen, sie österreichweit in Kinos vorzuführen, um dann mit dem Publikum darüber zu diskutieren. So geschah es. Die Diskussionen und Gespräche in den Kinosälen bestätigten das Interesse des Publikums. Sie selbst, als Initiatoren, erfuhren, wie ein Thema im direkten Gespräch noch besser erkennbar, erfassbar werden konnte. Das Erlebnis der direkten Kommunikation zu einem Thema, der unmittelbare Austausch von Gedanken, von Meinungen und Sichtweisen, war ein wichtiger Impuls für ihre spätere, gemeinsame filmische Arbeit - ganz im Sinne des Zitats von Immanuel Kant (1796): „Es lebe also die Philosophie aus Gefühlen, die uns gerade zur Sache selbst führen!“
Noch ein „Kuriosum“ aus der damaligen Zeit: Filmsequenzen mit nackten Menschen aus der Folge „Vom Regen in die Traufe“, durften damals in Tirol und Vorarlberg nicht vorgeführt werden…