Der Biologische Landbau
Inhalt
INITIATIVE ZUR FÖRDERUNG DES BIOLOGISCHEN LANDBAUS
„Citizen journalism“ soll laut Jay Rosen dazu beitragen „das öffentliche Leben zu revitalisieren und den öffentlichen Dialog zu wichtigen Themen zu verstärken. Medienschaffende können und sollen mehr tun, als bisher, um die Menschen als Staatsbürger zu aktivieren, die öffentliche Diskussion voranzutreiben und der Gemeinschaft dabei zu helfen, ihre Probleme zu lösen."
Voitl und Guggenbergers Engagement für die Etablierung und Entwicklung des Biologischen Landbaus war ein weiteres Projekt (nach Planquadrat) des „citizen journalism“ und ging daher wieder weit über die herkömmliche Herstellung von Dokumentarfilmen hinaus.
Wie kam es dazu?
1978
kamen Voitl und Guggenberger in dem kleinen Planquadrat-Dorf Wienau im Mühlviertel mit einem Bauern ins Gespräch kamen. Er versorgte gerade seine Kühe, die auf einer Weide grasten. Der Mann berichtete von seinen Sorgen mit den Tieren, sie seien kränklich, die Tierarztkosten könne er fast nicht mehr aufbringen.
Voitl und Guggenberger hatten zu diesem Zeitpunkt von Landwirtschaft kaum Ahnung und waren erstaunt als der Bauer vermutete, der Gesundheitszustand habe etwas mit der Bewirtschaftung seines an die Weide grenzenden Getreidefeldes zu tun. Für den Getreideanbau verwende er die vom Lagerhaus empfohlenen Dünge- und Spritzmittel. Könne es sein, dass diese Chemikalien, die der Wind auf die Weide verwehe, die Krankheitsursache seien, fragte der Bauer.
Voitl und Guggenberger wussten darauf keine Antwort. Doch die Frage führte sie zu intensiven Recherchen. Bald wussten sie - die Vermutung des Bauern war richtig! Denn -
Gesunder Boden – Gesunde Pflanze – Gesundes Tier – Gesunder Mensch.
Für Bauern, die die sogenannte “biologische Landwirtschaft“ betreiben, ist dies die Richtlinie ihres Tuns. Damals, 1978, gab es in Österreich, Schweiz und Deutschland erst sehr wenige Landwirte, die man heute als “Bio-Bauern“ bezeichnen würde. Zugang zu diesen Bauern erhielten Voitl und Guggenberger durch Ing. Josef Willi, dem Bildungsreferenten der Landwirtschaftskammer Tirol. Er war der Pionier der Förderung dieser Anbaumethoden. Mit ihm gemeinsam schufen Voitl und Guggenberger in der Folge weitere Voraussetzungen, um die Informationen über diese Anbaumethoden in Österreich zu verbreiteten.
Voitl und Guggenberger studierten Fachliteratur und nahmen Unterricht in diversen Seminaren, z.B. von Dr. Hans Müller, einem Schweizer Biologen, Agrarpolitiker und Wegbereiter des organisch-biologischen Landbaus. Dieser verwies auf die existentielle Bedeutung eines gesunden, d.h. humusreichen Bodens und kritisierte die intensive chemisch-technische, von der Industrie abhängige Wirtschaftsweise, die nicht Humusaufbau, sondern Humuszerstörung betreibt.
Sie produzierten mehrere Filme (+ link zu Filme Boden Kultur, Patient Natur, Bruder Baum Mutter Erde) zum Thema und engagierten sich darüber hinaus in Zusammenarbeit mit Ing. Josef Willi um die Verbreitung des Wissens über biologische Anbauweisen und um die Schaffung von ersten Strukturen für Anbau und Vermarktung.
1979
gründen sie den „Verband organisch-biologisch wirtschaftender Bauern Österreichs“. Dieser Verband war ein Anbot an mehrere bereits bestehende kleinere, bäuerliche Vereine sich zusammenzuschließen, um im politischen Umfeld als als Interessensvertreter besser agieren zu können. Siehe Produktionsvorschriften und Jahresbericht 1983.
2005 wurde dieser Verband in „BIO AUSTRIA“ umbenannt. Er ist mittlerweile der größte Verband für Biologische Landwirtschaft in Europa. Zum 40-jährigen Jubiläum von BIO AUSTRIA wurden Voitl und Guggenberger für ihr Engagement ausgezeichnet. Ing. Josef Willi war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben.
1979
schrieben sie gemeinsam Mit ing. Josef Willi „Das Große Buch von Biologischen Land- und Gartenbau“. Es war eine erste umfassende Darstellung der Methoden der biologischen Landwirtschaft und bot den Bauern Hilfen zur Umstellung von konventioneller auf biologische Produktion. Es wurde zum Standardwerk für Bauern, war aber auch ein hilfreiches Handbuch für die Gemüseproduktion im Garten. Diverse weitere Publikationen im Zusammenhang mit Filmen folgten.
1979 / 1980
ließen Voitl, Guggenberger und Willi ein erstes graphisches Markenzeichen für Produkte aus organisch-biologischer Landwirtschaft anfertigen. Aus diesem Markenzeichen entwickelte sich die Marke “Bio Austria”.
1979
gründeten Ing. Josef Willi, Franz Kappl, Prof. Bernd Lötsch, Voitl und Guggenberger die Bildungsbewegung ökologischer Landbau. Siehe das Programm und… und…
1984
waren Voitl und Guggenberger Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Biologischen Landbaus
1986
war Voitl Referent am Symposium „Grünes Forum Alpbach“ zum Thema: „Bäuerliche Landwirtschaft vor der Vernichtung? Die öko-soziale Herausforderung“. Siehe Video.
Gemeinsam mit weiteren Mitstreitern engagierten sich Voitl und Guggenberger für die Schaffung von offiziellen Richtlinien für den Biologischen Landbau. In persönlichen Gesprächen mit Landwirtschaftsminister Günter Haiden (SPÖ) konnte erreicht werden, dass er eine offizielle Verankerung der Richtlinien im Rechtssystem für gut hieß (dazu siehe link). Daher wurde 1987 das Ludwig Boltzmann-Institut für Biologischen Landbau und Angewandte Ökologie vom Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz beauftragt, offizielle Richtlinien für die biologische Anbauweise zu erarbeiten.
1989
Helmut Voitl arbeitete als Mitglied dieser Initiativgruppe an der Ausarbeitung der Richtlinien mit. 1989 wurden sie in den Codex Alimentarius Austriacus (Österreichisches Lebensmittelbuch) als Kapitel A 8 aufgenommen. Damit hatte Österreich als erstes Land der Welt staatliche Richtlinien für die biologische Erzeugung von Lebensmitteln festgelegt.
Fotos
Auszeichnung
2022 Auszeichnung des Verbandes BIO-AUSTRIA, für besondere Verdienste um die Biologische Landwirtschaft in Österreich