Apropos Film
1968 -1970
Inhalt
Das Filmmagazin Apropos Film wurde ab 1967 vom ORF produziert. Schöpfer waren die Wiener Filmjournalisten Peter Hajek und Helmuth Dimko. Die Serie wurde ab 1970 bis zu ihrer Einstellung 2002 mit dem ZDF koproduziert und auch in Deutschland ausgestrahlt. Im ersten Jahr wurden Hajek und Dimko vom Regisseur Jörg A. Eggers unterstützt, im zweiten Jahr von Kameramann und Gestalter Xaver Schwarzenberger. 1967 bis 1970 gestaltete Helmut Voitl als Kameramann und auch als Regisseur zahlreiche Folgen von Apropos Film:
Folge 1/1967, Sendung: 26.11.1967
Ira von Fürstenberg in ihrer Rolle „Weniger als nichts". Interviews mit Klaus Lemke und Ira von Fürstenberg zu dem Film "Weniger-als-nichts" in Pontresina. Fürstenberg spricht auch über sich als Schauspielerin, die Kritik, die Einstellung zu sich selbst. Lembke berichtet über Fürstenberg als Schauspielerin.
Folge 5/1968; Sendung: 24.10.1968
Kinobesitzer sprechen über Sexfilme. Bericht über Oswald Kolles Film: Wunder der Liebe II. Sexfilme in Dänemark, Interview mit Regisseur Ingmar Bergmann; Interview mit Stephan Boyd und Brigitte Bardot über ihren Film „Shalako“.
Folge 6/1968; Sendung: 11.12.1968
„James Bond 007 - Im Geheimdienst Ihrer Majestät" und der neue Bonddarsteller. George Lazenby übernimmt die Rolle des James Bond von Sean Connery. Die Dreharbeiten werden im Überblick gezeigt. Lazenby spricht über seine Rolle. Produzent Albert Broccoli begründet seine Wahl von Lazenby. In Prag wird „Le corps de Diane" mit Jeanne Moreau gedreht.
Folge 3/1969; Sendung 20.06.1969
Bericht über das Filmfestival in Cannes
Folge 4/1969; Sendung: 12.09.1969
„Hilfe, ich liebe Zwillinge!“ Interview mit Peter Weck; Interview mit Billy Frick, dem Hitler Darsteller in „Brennt Paris?“. Gespräche über „Wiener Untergrundfilme“. Die Wiener Underground-Filmer Peter Weibel, Valie Export und Hans Scheugl sprechen über ihr Schaffen, ihre Gefühle für Österreich und präsentieren eigene Schöpfungen.
Folge 5/1969; Sendung: 04.12.1969
Über den Neuen Deutschen Film*, sowie über die Sex-Filme “Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald” und “Dornwittchen und Schneeröschen”. Vor der Premiere von "James Bond 007 - Im-Geheimdienst-ihrer-Majestät". Der Kameramann des Films, John Jordan starb bei Dreharbeiten zu einem anderen Film in Mexiko. Über die Dreharbeiten für „Das Privatleben des Sherlock Holmes“ unter der Regie von Billy Wilder; Interview mit Hauptdarsteller mit Peter Sellers.
* Der Neue Deutsche Film geht aus einer Bewegung der 1960er Jahre hervor, die mit dem trivialen, chauvinistischen, eskapistischen Film von "Papas Kino" aufräumen will. Das Credo des Neuen Deutschen Films definiert der Regisseur Jean-Marie Straub 1966 wie folgt: Er will Filme machen, "für die vielen, die man seit Jahren in einem Ghetto von Grün-ist-die-Heide-Edgar-Wallace-Winnetou zu vergiften oder zu chloroformieren versucht."
Folge 4/1970; Sendung: 17.04.1970
Über die Filme „Liebende Frauen“, „Das Stundenhotel von St_Pauli“, „Das Bildnis des Dorian Gray“, „Nach Stockholm der Liebe wegen“, „More“, „Good Bye, Mister Chips“, „Airport“, „Anatomie des Liebesakts“ (in Österreich beschlagnahmt).
Folge 3/1970; Sendung: 18.06.1970
Bericht über das Filmfestival Cannes 1970:
Über die Filme „The Strawberry Statement". Der Film wurde nach dem Drehbuch eines 19-jährigen Studenten gedreht, mit dokumentarischem Hintergrund (Proteste von Studenten). Regisseur Stuart Hagman spricht über die Studenten, Verhältnis zwischen Studenten und Universitäten.
Bericht über die Filme „Mash”, „Malatesta”, „Hoa Binh”, „Give Peace a Chance”, „Leo, der Letzte”.
Credits
Fotos
Presse
Artikel 1, Kurier 19681118 (Folge 6/68); Artikel 2,
Weiterführende Notizen
Tabubruch als Stilmittel
Apropos Film sollte die Filmbranche in einer ähnlich skurrilen Weise zeigen, wie sie es nach Meinung von Hajek und Dimko in ihrem Inneren war. Es wurde mehrfach mit Tabubrüchen gearbeitet: So berichtete etwa Mel Ferrer am Grab von Mary Vetsera über seine Produktion Mayerling, und James Mason lief in Anlehnung an seine Rolle als Kaiser Franz Joseph I. mit Maske Schlittschuh. Richard Romanowsky berichtete bei seinem letzten öffentlichen Auftritt von seiner Jenseitssehnsucht und mit Roman Polański führte Apropos Film acht Monate nach dem Mord an seiner Frau Sharon Tate ein erstes Interview. Betrogen fühlten sich einige Wienerinnen, nachdem sie auf ein Inserat des fiktiven Hollywood-Produzenten Arthur Warwick im Parkhotel Schönbrunn (Darsteller: Burgschauspieler Wolfgang Gasser), reagierten und für ihn ihre Hüllen fallen ließen. Nach der Ausstrahlung zeigten einige Bewerberinnen die Produzenten wegen Betruges an.
Das Filmbusiness unter der Lupe
Inhaltlich befasste sich das Magazin mit allen Bereichen der Filmindustrie: mit Personen vor und hinter der Kamera, Filmen, Festivals, neuen Trends sowie der Filmproduktion an sich. So berichtete das Magazin früh über die Entwicklung New Black Cinema oder der neuen Sichtweise auf die Ureinwohner Nordamerikas im Film. Hedy Lamarr, zu dem Zeitpunkt weitestgehend vergessen, wurde 1970 in einem New Yorker Hotel erstmals seit langem wieder interviewt, ein Teil des Honorars war eine Sachertorte. Vom Filmfestival in Cannes berichtete Apropos Film 1969 noch als einziges Filmteam neben dem französischen Fernsehen.
Über die Zeit veränderten sich der Sendeplatz, die Laufzeit, die Moderatoren und selbst das Format immer wieder. Die Pilotfolge wurde am 26. November 1967 ausgestrahlt. In den ersten Jahren liefen pro Jahr sechs Folgen. Hinter der Kamera standen bekannte Kameraleute wie Helmut Voitl, Walter Kindler, Karl Kases, Hans Selikovsky, Sepp Riff, Wolfgang Simon, Peter Röhsler, Jürg V. Walther, Rick Robertson, Mike Oates und Harry Dawson. Da in der Anfangszeit des Magazins noch keine Filmausschnitte von den Verleihern zur Verfügung gestellt wurden, drehten die Kameraleute Szenen in den Kinosälen bei laufendem Betrieb mit.
Gelobt wurde, dass die Macher der Sendung sich und ihr Produkt nicht so wichtig nahmen, dass sie oftmals augenzwinkernd agierten und dennoch seriöse Unterhaltung und Information boten. In Rückblicken zum 25-jährigen Jubiläum wurde etwa gelobt, die Sendung sei die „immer noch beste Kino-Schau des Fernsehens“ im deutschsprachigen Raum oder auch “die lebendigste Kinosendung des deutschen TV-Programms wird im Ausland produziert” =APROPOS FILM=. “Eine bewährt-gekonnte Mischung von Film-Szenen, Interviews und Hintergrund, Fakten statt Klatsch, Objektbezogenes statt Oberflächlichkeit [...]”. Unprätentiös ließen sie Diane Keaton über ihre erste Regie-Arbeit berichten, und augenzwinkernd ließen sie Drehbuch Beraterin Linda Seger sich selbst darstellen. Nach mehr als 35 Jahren und 400 Folgen wurde die Sendung mit der letzten Folge am 25. November 2002 eingestellt.