Wahlen, die es noch nie gab

1967

Inhalt

Nach Einführung des allgemeinen Wahlrechts in Österreich 1920 für alle Staatsbürgerinnen und Staatsbürger wurden am 4. Juli 1967 laut Verordnung der Bundesregierung auch die Wahl der Personalvertreter bei den Dienststellen des Bundes, die sogenannten Personalvertretungswahlen (PVG) eingeführt. Dieses neue Wahlrecht erinnert an die von den Vorfahren erkämpften Rechte und betont die „demokratische Pflicht“ seine Stimme bei Wahlen abzugeben.

Helmut Voitl wird von Regisseur Norbert Schmid für die Dokumentation dieser Wahl engagiert, weil er dessen „Handkamera-Stil“ schätzt. Nicht vom Stativ zu drehen, galt als Innovation, wurde aber auch kontroversiell diskutiert.

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Weiterführende Notizen

Dreharbeiten ohne Stativ

Helmut Voitl war seit 1967 als Kameramann und Regisseur für zahlreiche Fernsehdokumentationen tätig. Indem er die Kamera konsequent vom Stativ nahm und fast ausschließlich aus der Hand drehte, entstand eine neue Bildsprache. Diese Handhabung der Kamera setzte Voitl insbesondere für den TV-Dokumentarfilm ein. Im Österreichischen Fernsehen betrat er damit Neuland.

Die Anfangssequenz des Filmes „Wahlen, die es noch nie gab“ sind dafür ein gutes Beispiel. Drehort war ein typisches Beamtenbüro, drei Schreibtische, drei Beamte, schreibend, stempelnd, blätternd. Eine solche Szene wäre vom Stativ damals völlig anders aufgelöst worden: Totale (cut), Halbtotale (cut), Close - Hand mit Stift (cut) usw. Voitls Kamera hingegen tauchte in den Raum ein, strich aufmerksam, rhythmisch suchend über Schreibtische, Dokumente, Telefon, schreibende Hände, Blicke der Beamten, Aktenstöße, Mappen, Stempelkissen, usw.. Die Kamera war unmittelbar „dabei“.

Voitls Handkameraführung ist erzählend und ermöglicht bzw. verlangt einen erzählenden Text. Auch in der späteren Zusammenarbeit mit Elisabeth Guggenberger wurde das gedrehte Material zuerst „erzählend“ geschnitten und erst dann wurde der Text (ev. nach kleinen Schnittkorrekturen) von ihr dazu „komponiert“.

Diese Kamera-Handhabung zeigte sich ausführlich auch in der Fernsehdokumentation „Rumänien heute“. In den Sequenzen dieses Films „bewegt“ sich die Kamera weg von der Funktion des starren Beobachtens vom Stativ, hin zum rhythmischen Teilnehmen am Geschehen. Voitl vergleicht seine Arbeit mit einem „Tauchgang“ in die Realität. Die „bewegte“ Kamera „schaut“ gleichermaßen tief, nahe, unmittelbar und neugierig in Situationen und Geschehnisse. So entstehen Perspektiven, die andere, neue, verborgene und emotionale Sichtweisen, vor allem Nähe zum Menschen, ermöglichen. Diese Methode hat er später in zahlreichen Dokumentationen und Dokumentarfilmen angewendet.

Dazu gehören 1967 „Der andere Udo“, ein Portrait von Udo Jürgens, 1967 der Fernsehfilm „Weihnacht mit Kulenkampff“, 1969 „Die Frau in Dänemark“, 1977 das Kulturmagazin „Wer bin denn Du“, 1983 die Serie „Unser Fernsehen-Fernsehen unser“ und 2014 in „Help me – if you can”.

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Weihnacht mit Kulenkampff