Total verparkt
1989
Inhalt
Der Donauraum östlich von Wien ist ein Erholungsraum für naturbegeisterte Wochenend-Ausflügler aus der Bundeshauptstadt. Ab 1986 wurde hier von Österreich und Ungarn eine gemeinsame Weltausstellung, die EXPO 95, geplant. Pläne über die Nutzung dieses Gebietes östlich von Wien schossen daher wie Pilze aus dem Boden. Das gängige Konzept: „Errichtung von Erlebnisparks!“
Voitl und Guggenberger stellten daher die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Erlebnis- und Freizeitparks, der Themenparks, der Event- und Vergnügungstempel, sowie die Frage nach dem Sinn des immer mehr, immer höher, immer schneller und immer künstlicher solcher Einrichtungen. Die Dokumentation sieht das „Event-Konzept für Freizeit“ auch aus sozialwissenschaftlicher Sicht kritisch.
Auf humorvolle Weise präsentiert der Film die verschiedenen Varianten diverser vorliegender Konzepte der EXPO-Planer: Nationalpark, Archäologiepark, History-Park, Safaripark, bis hin zu einem Kultur-Park. Dem Jubelruf „Wir sind entdeckt!“ mancher Lokalpolitiker konnten viele Einheimische nicht folgen. Sie fühlten sich von der geplanten „Belebung“ überfahren. „We design illusions“, postulierte am Beginn des Films das ironisch inszenierte Parkdesign-Planerteam. „Let‘s turn the world upside down“. Diese Hypertrophie darf als Bedrohung empfunden werden - und kann „in die Hose“ gehen.
Credits
Fotos
Video
Presse
ORF Information, 19891006 Kurier, Krone, Kleine Zeitung Graz, OÖ. Nachrichten
Weiterführende Notizen
Die Weltausstellung, um die sich die Stadt Wien (gemeinsam mit Budapest) im Mai 1988 (noch vor dem Fall des "Eisernen Vorhangs" unter dem Motto "Brücken zwischen Ost und West") beworben hatte und für deren Abhaltung bereits der offizielle Zuschlag erteilt worden war, kam nicht zustande. Die „EXPO 95” scheiterte nicht nur an den Finanznöten der Ungarn, sondern auch an der Ablehnung des Projektes durch die Wiener Bürger in einer Volksbefragung 14. bis 16. Mai 1991.
Weiterführende Notizen 2
Der Mensch ist, was er ist, weil er lernt, denkt und sich erinnert. Erinnerungen an individuell bedeutsame Erlebnisse der Kind- und Jugendzeit werden gespeichert und bilden die persönliche Lebensgeschichte. Bei Künstlern und ihrem Schaffen projizieren diese Erinnerungen Bilder, Töne und Geschichten auf und in ihre Werke.
Bei den Vorbereitungen zum Film „Total verparkt“ erinnerte sich Voitl an einen 8-mm Film, der 1955 im Donauraum östlich von Wien gedreht wurde. In diesem Film spielte er als Achtjähriger die Rolle eines kleinen Gauners, der aus dem „Römischen Carnuntum“ eine historische Vase entwendete. Dieses Erinnerungsfeld beeinflusste ihn bei der Gestaltung so mancher Szene und Sichtweise. Vieles, was Regisseure und Autoren in einem Film oder Drehbuch umsetzen, ist in ihrem Unterbewusstsein, in den Erinnerungen verankert. Manchmal sind es Gedanken, Stimmungen, Töne, Gerüche, auch alte Fotos oder Erzählungen der Mutter. Dieses „Ich“ als Geschichtenfundus wird bei Dokumentationen und Dokumentarfilmen im Auftrag der Fernsehinstitution durch die Überinterpretation der journalistischen Objektivitätsgrundsätze oft unterdrückt. Oft ist es dann die „Schere im Kopf“ von Autoren und Gestaltern, dass diese Ressource nicht ausgeschöpft wird. Klar muss sein, dass die eigene Geschichte selbstkritisch, humorvoll, ironisch oder auch schmerzhaft reflektiert und/oder fiktionalisiert werden soll, um so als Kernelement der neuen Geschichte wirksam werden zu können – mit dem Effekt leichterer Verständlichkeit und Identifikation beim Publikum.