2015: Flüchtlinge
Im ersten Quartal des Jahres 2015 beantragten 185.000 nach Europa geflüchtete Menschen Asyl. Im Vergleich zum Jahr davor entsprach dies einem Anstieg von 86%. Die Konflikte in Syrien und Afghanistan waren dafür die Hauptursache. Bis Ende Juni 2015 wurden in Österreich mehr Anträge auf Asyl registriert als im gesamten Jahr zuvor (2014: 28.000 Anträge).
Dies führte bei den zuständigen Behörden zu Schwierigkeiten in der Bewältigung der Herausforderung. Grundversorgung und Unterbringung der Asylwerber waren nur eingeschränkt gewährleistet, es herrschte vor allem ein akuter Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten. Im österreichischen Erstaufnahmezentrum Traiskirchen, wo es 1.800 Plätze gab, waren 4.500 Personen untergebracht… Viele Flüchtlinge lebten in Zeltlagern, zwei Drittel der österreichischen Gemeinden nahmen überhaupt keine Asylwerber auf. So kam es, dass viele Privatpersonen und Hilfsorganisationen zu Helfern wurden…
Anfang September 2015 war die Unterbringung für Asylwerber auch in Wien zum Problem geworden. Voitl und Guggenberger beschlossen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Hilfe anzubieten. Sie informierten die DIAKONIE Österreich, jene Organisation, die sich um die Unterbringung von Flüchtligen kümmerte, darüber, dass in ihrer Wiener Mietwohnung ein Zimmer für zwei Geflüchteten zur Verfügung stünde.
Mitte Oktober 2015 holten sie das afghanische Geschwisterpaar Masoud und Shakiba G. (21 und 23 Jahre alt, der Familienname bleibt anonym!) aus dem Zeltlager in Wien Simmering ab. Beide hatten um Asyl angesucht. Voitl und Guggenberger quartierten sie in ihrer Privatwohnung ein und kümmerten sich um ihr physisches und psychisches Wohlbefinden. Die Kommunikation erfolgte mit Hilfe von speziellen, rein graphisch gestalteten “Wörterbüchern” und nonverbalen Ausdrucksformen. Alle Lebensmittel waren “halal” und es gab kleine Teppiche, damit die praktizierenden Muslime ihre Gebete verrichten konnten.
Am 16. November 2015 trafen völlig unerwartet vier weitere Familienmitglieder in Wien ein: Mutter Zobaida (55 J.), Bruder Mansur (19 J), Schwester Lina (23 J) und ihr Ehemann Wahid (25 J). Da es in ganz Wien nach wie vor keine freien Plätze in einem Flüchtlingslager gab, wurden auch sie in der Wohnung untergebracht und einige Wochen lang mit Hilfe von privaten Sach- und Geldspenden versorgt.
Anfang Dezember 2015 konnten Voitl und Guggenberger für die vier zusätzlichen Familienmitglieder eine Wohnung finden, Mitte Mai 2016 eine Garcionerre für Shakiba und Masoud.
Im Mai 2016 schrieben Voitl und Guggenberger an Spender und Spenderinnen folgenden Bericht über das Leben ihrer Gäste aus Afghanistan:
Sehr geehrte Unterstützer und Unterstützerinnen der Flüchtlingsfamilie G.i!
Ende des vorigen Jahres haben Sie / habt Ihr mit Geld – und Sachspenden dazu beigetragen, dass für die sechsköpfige Familie G. aus Afghanistan in Wien Unterkunft, Verpflegung und nun auch Bildung gewährleistet werden kann. Ohne Ihre / Eure Beiträge, für die wir uns nochmals sehr bedanken, wäre unsere Betreuung der Flüchtlingsfamilie nur schwer oder gar nicht möglich. VIELEN DANK!
Wie geht es den G.s mittlerweile? Wie leben sie, was erleben sie, welche Hoffnungen haben sie? Mit diesem Schreiben informieren wir Sie/Euch.
Wo wohnen die G.s?
Shakiba (21 Jahre) und ihr Bruder Masoud (23 Jahre) wohnten von Oktober 2015 bis Anfang Mai 2016 bei uns, d.h. in unserer Wohnung im 4.Bezirk. Seit Anfang Mai 2016 wohnen die beiden in einer 30 qm Wohnung im 13.Bezirk, die wir für sie angemietet und eingerichtet haben (Miete ca. € 450 / Monat).
Mutter Zobaida (55 Jahre, Witwe; ihr Mann wurde ermordet;), Sohn Mansur (16 Jahre), ihre Tochter Lina (20 Jahre) und ihr Ehemann Waheed (25 Jahre) kamen im November nach Österreich. Vorerst wohnten auch diese vier Familienmitglieder in unserer Wohnung im 4.Bezirk, da in ganz Wien alle Flüchtlingsquartiere belegt waren. Ab Dezember konnten wir die Vier in einer 70qm Wohnung einer befreundeten Familie im 23. Bezirk unterbringen. (Miete € 300/Monat).
Wird die staatliche Grundversorgung mittlerweile ausbezahlt?
Ja, seit März/April 2016 wird die staatliche Grundversorgung an alle sechs Familienmitglieder ausbezahlt:
Jeder Erwachsene erhält monatlich € 200 (in bar durch die Caritas), der minderjährige Mansur € 90. Damit können die G.s nun einen Teil des notwendigen Lebensunterhalts selbst finanzieren. Manche Bedürfnisse jedoch wurden und werden weiterhin vom Spendenkonto finanziert, da sich dies mit den Mitteln der Grundversorgung nicht ausgehen würde: Zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel, die Masoud ärztlich verschrieben wurden, Diät-Nahrungsmittel für die zuckerkranke Mutter Zobaida oder die sechs Jahreskarten für die Wiener Linien.
Wie werden die Mieten finanziert?
Mit der Grundversorgung wird an privat untergebrachte Flüchtlinge auch ein Wohnungszuschuss ausbezahlt: € 120 / Monat / Person.
Dieser Zuschuss reicht jedoch nicht aus, um alle anfallenden Kosten des Wohnens (Kautionen, Mieten, Energie- und Betriebskosten) abzudecken. Die Fehlbeträge werden dzt. noch über das Spendenkonto finanziert. Unserer Einschätzung nach haben wir dafür noch Reserven für ca. 1 Jahr.
Wie läuft das Asylverfahren?
Alle Mitglieder der Familie G. haben ein „Erstinterview“ beim Bundesamt für Asylwesen absolviert. Dzt. haben sie den Status „Asylwerber“ und warten auf einen Asylbescheid (nach einem finalen 2. Interviewtermin). Wann das sein wird, steht in den Sternen. Als „Asylwerber“ sind sie sozial versichert, dürfen aber nicht arbeiten (Ausnahme: gemeinnützige Arbeiten für Gemeinden oder Sozialeinrichtungen bis zu einem Lohn von maximal € 100 pro Monat. Solche Arbeiten gibt es leider kaum).
Sollten die G.s einen positiven Asylbescheid bekommen, erhalten sie die sogenannte „staatliche Mindestsicherung“ und dürfen auch arbeiten. Die Mindestsicherung besteht aus 2 Teilen: € 628,32 Grundbetrag und € 209,44 Wohnkostenanteil pro Monat und Person. Für Minderjährige (Mansur) gibt es € 150,80.
Nach einem positiven Asylbescheid, der ihnen den Aufenthalt in Österreich erlaubt, könnten die G.s die Kosten ihrer Wohnungen ab nächstem Jahr also selbst finanzieren. Die Wohnungseigentümer wären einverstanden, dass die G.s die beiden Wohnungen langfristig mieten können.
Was passiert für Spracherwerb und Bildung?
Mutter Zobaida hat in ihrer Heimat nie eine Schule besucht und kann auch in ihrer Muttersprache weder schreiben noch lesen. Daher besucht sie seit Jänner 2016 bei der Organisation „Orientexpress“ einen sogenannten „Alphabetisierungskurs“. Dieser ist kostenlos. Zobaida lernt im „Orientexpress“ lesen, schreiben und natürlich Deutsch sprechen. Und – ganz wichtig – sie findet Anschluss zu Mitschülerinnen; gemeinsam unternehmen sie diverse Ausflüge, z.B. auf die Donauinsel oder nach Schönbrunn. Mittlerweile kann Zobaida – da sie schon lesen kann - ohne Begleitung ihrer Kinder die öffentlichen Verkehrsmittel benützen.
Mansur ist der einzige, der in seiner Heimat eine achtjährige Schulbildung absolviert hat.
Ab dem Herbstsemester 2016 könnte er in einer Hauptschule im 23. Bez. unterrichtet werden. Bis dahin muss er allerdings die deutsche Sprache zumindest rudimentär verstehen. Mansur besucht seit April 2016 an der Volkshochschule/VHS Favoriten den Deutschkurs A1 und sollte anschließend noch die weiterführenden Stufen A2, sowie B1 /B2 absolvieren.
Lina und Waheed (sie haben drei Monate vor Fluchtbeginn geheiratet) haben seit Februar den Sprachkurs A1 in der VHS Favoriten besucht und vorige Woche beendet. Lina hat den A1Test bestanden und steigt in die nächste Stufe A1 + auf. Waheed muss A1 wiederholen und besucht nun zusätzlich einen von der Diakonie angebotenen Förderkurs für Personen mit Lernschwierigkeiten.
Auch Masoud und Shakiba haben vor zwei Wochen den A1 Sprachkurs in der VHS Favoriten erfolgreich abgeschlossen. Masoud setzt das Sprachstudium mit dem weiterführenden Kurs A1+ in der VHS Simmering fort. Vier mal pro Woche 4 Stunden.
Da Shakiba enorm begabt ist und sehr leicht und gerne deutsch lernt, kann sie demnächst gleich in den weiterführenden Deutschkurs A2 aufsteigen. Sie „erspart“ sich auf Grund ihrer Begabung die Zwischenstufe A1 +. Sie ist sehr kommunikativ und spricht bereits in zusammenhängenden Sätzen. Ihr Wunsch ist es ja einmal Übersetzerin zu werden.
Die Kosten für den gesamten Sprachunterricht können aus dem Spendenkonto finanziert werden. Für Asylwerber kosten 90 Unterrichtseinheiten € 90. Jede Kurs-Stufe dauert 90 Unterrichtseinheiten. Der Unterricht erfolgt 3- bis 4-mal pro Woche, jeweils 4 Stunden.
Ohne weiterführende Schulbildung ist kein Job möglich:
Masoud und Shakiba haben in ihrer Heimat nur vier Klassen Schulbildung erhalten. Für jeden Beruf, den sie zukünftig in Österreich ausüben wollen, brauchen sie zumindest einen Pflichtschulabschluss. Das heißt: Nach dem Erwerb von ausreichenden Sprachkenntnissen (mindestens Abschluss Kurs B2) müssen die beiden in die Schule gehen. Wenn sie es schaffen könnten sie in der Volkshochschule innerhalb von 10 Monaten einen Pflichtschulabschluss erlangen.
Waheed war in Kabul für die Stadtverwaltung als Kraftfahrer tätig. Sein Wunsch ist es wieder als Kraftfahrer zu arbeiten. Aber auch er und seine Frau Lina brauchen den Pflichtschulabschluss, bevor sie einen Beruf ausüben können. Ein steiniger Weg – insbesondere für Waheed… Auch den Führerschein wird er in Österreich neu erwerben müssen.
Wie leben die G.s?
Alle haben sehr rasch Selbstständigkeit entwickelt und bewegen sich in Wien, „wie die Fische im Wasser“. Sie kennen sich in der Stadt gut aus – manchmal bereits sogar besser als wir. Insbesondere was die Nutzung der Wiener Linien betrifft.
Zobaida hat verschiedene ärztliche Behandlungen (Zähne, Zucker, Augen) hinter sich und muss sich im Juni einer Operation im AKH unterziehen. Sie ist jedoch zuversichtlich und fröhlich. Eine neue Krankenkassenbrille ist ihr ganzer Stolz.
Mansur liebt den Fußball. Er hat die Möglichkeit im Union-Fußballclub Mauer in der Jugendmannschaft Fußball zu spielen und trainiert fast jeden Tag. Mansur fährt gerne mit dem Rad, er besucht Bibliotheken und hat viele Freunde.
Lina ist mittlerweile schwanger und erwartet Anfang des kommenden Jahres (Februar 2017) ihr erstes Kind.
Masoud hat eine schwierige Zeit hinter sich. Anfang des Jahres ging es ihm seelisch und körperlich nicht gut (er hat stark abgenommen und litt unter Schlaflosigkeit). Wir bemerkten Masouds Freude an der Musik und animierten ihn zum gemeinsamen Ukulele Spiel. Wir engagierten eine Musiklehrerin, die Masoud nun das Ukulelespiel beibringt und mit ihm einmal im Monat zum „1. Wiener Ukulele Stammtisch“ am Karmelitermarkt geht.
Vor zwei Wochen hat Masoud beim erfolgreichen Abschluss seines A1 Sprachkurses in der VHS Favoriten ein kleines Ukulele-Konzert gegeben.
Shakiba und Masoud sind Mitglieder der Trickfilmgruppe „Unerhört“ (Standort: Brunnenpassage/ Ottakring). Sie haben bereits mehrere Trickfilmchen gestaltet und unterstützen bereits Neueinsteiger diese Technik zu erlernen. Unter „Unerhört Workshop 2016 Teil 1“ . Shakiba und Masoud haben die letzten 3 Beiträge dieser workshop- Arbeiten gestaltet (Hinweis: Berg= Shakiba; Boot= Shakiba; 2 Bäume = Masoud). Alle Filme handeln von ihrer Flucht und von dem Wunsch „in der neuen Welt aufgenommen und geliebt“ zu werden.
Am Samstag, 21.5.2016, realisierten Masoud, Shakiba und Freunde im Rahmen eines Straßenfestes am Yppenplatz ein Trickfilm-Projekt zum Thema „Was ist für Dich im Zusammenleben wichtig?“: Siehe „Unerhört beim Straßenkunstfest“ .
Shakiba und Masoud wirken auch in einer afghanischen Theatergruppe mit. Im Jänner haben sie ein erstes kleines Stück in Pfarre der Gemeinde Sulz im Wienerwald aufgeführt. Nun suchen sie Probenräume, weil sie ein neues Stück entwickeln wollen. Kultur verbindet.
Familie G. lernt Theater, Konzerte und Politik kennen:
Im Theater Odeon besuchten wir die Vorstellung „Anago“. Das Stück erzählt in poetischen Bildern vom Abenteuer des Lebens und von der Entfaltung innerer Freiheit. Das Serapions Ensemble führte durch eindrucksvolle Szenen des Aufbruchs, Schaffens, Scheiterns, Findens und Erkennens und durch die Welt der Empfindungen, die unser Tun begleiten und motivieren. Dabei wurden faszinierende Malereien und Tanzgestaltungen, unkonventionelle Musikmontagen und berührende Texte zu einem besonderen Theatererlebnis verbunden. Der Titel „Anagó“ stammt aus dem Griechischen und steht für den Impuls, den Aufbruch, der allem Tun vorangehen muss, um die Segel der Fantasie zu setzen und in die bewegte See des Daseins zu stechen.
Das Stück hat unsere afghanischen Gäste besonders berührt, da viele Bilder Erinnerungen an ihre weite Reise (Flucht) geweckt haben…
Gemeinsam besuchten wir im Wiener Musikverein ein Konzert der Niederösterreichischen Tonkünstler (Karten wurden zur Verfügung gestellt). Noch nie zuvor hatten sie ein Orchester, einen Dirigenten oder einen Konzertsaal gesehen und klassische Musik gehört. Gespielt wurde u.a. die Symphonie Fantastique von Hector Berlioz und «Circle Map» von Kaija Saariaho, das den Orchesterklang mit elektronischen Mitteln und Lyrik des persischen Dichters Rumi aus dem 13. Jahrhundert erweitert. Die vorgetragenen persischen Texte des Dichters Rumi konnte unsere Gäste verstehen - wir leider nicht! Nach der Vorstellung trafen wir mit dem Dirigenten Yutaka Sado zusammen, der sich sehr freute, dass unseren persisch sprechenden Gästen die Rumi Texte vertraut waren.
Am 8.5.2016, dem Tag der Freude, waren wir am Hedenplatz. Familie G. lernte an diesem Abend den Hintergrund dieser Gedenkveranstaltung zur 71. Wiederkehr der Befreiung Österreichs von NS-Herrschaft kennen. Die Wiener Symphoniker spielten unter der Leitung von Christoph von Dohnányi, mit Starbariton Thomas Hampson und mit den Herren des Wiener Singvereins „A Survivor from Warsaw“ von Arnold Schönberg und Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 3 „Eroica“. In vielen Reden wurde das Thema Flucht damals und heute angesprochen. Das Wichtigste haben wir übersetzt… Auf das Heldentor hatte die Lichtkünstlerin Victoria Coeln Stacheldraht projiziert – ein Hinweis auf die Situation in Idomeni...
Masoud, der psychisch darunter leidet, dass so vielen Menschen nicht gelingt, was ihm und seiner Familie gelungen ist – in Österreich angekommen und hier aufgenommen worden zu sein – war von dieser Lichtinstallation tief bewegt…
Familie G. 10 Jahre später (2025):
Shakiba ist seit einem Jahr mit einem Mann aus ihrer Heimat verheiratet. Allerdings lebt und arbeitet er in Deutschland und aus bürokratischen Gründen ist für ihn eine Übersiedelung nach Österreich zur Zeit nicht möglich. Und so führen Shakiba und Foad - so sein Name - vorläufig noch eine schwierige Fernbeziehung. Shakiba hat die österreichische Staatsbürgerschaft beantragt und hofft auf einen positiven Bescheid. Sie arbeitet seit einigen Jahren als Assistentin und diplomierte Zahnhygienikerin bei einem Zahnarzt. Der Beruf macht ihr viel Freude. Sie spricht perfekt Deutsch und sehr gut Englisch. “Hätte ich schon in meiner Heimat die Möglichkeiten gehabt, die ich hier in Österreich habe, wäre ich heute sicher Ärztin,” sagt sie…
Ihr Bruder Masoud hat sich in Österreich nie wohlgefühlt und für sich hier keine Zukunft gesehen. Vor zwei Jahren hat er Österreich verlassen und ist in den Iran gezogen. Er hat dort geheiratet und betreibt in der kleinen Stadt Amol im Norden des Landes gemeinsam mit seiner Frau ein Geschäft für Sportmode und Sportartikel. Die derzeitigen Entwicklungen im Iran lösen bei seiner Familie große Sorge aus…
Mansur, Shakibas zweiter Bruder hat in Wien nach Abschluss der Schule eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gemacht. Seine guten Sprachkenntnisse (Deutsch und Englisch) ermöglichten es ihm einen großen Traum zu realisieren: Er hat es geschafft einen Job als Verkäufer in einem renommierten Modegeschäft zu bekommen.
Lina und ihr Ehemann Waheed sind Eltern von zwei Töchtern - acht und fünf Jahre alt. Elena, die ältere, geht in die zweite Klasse Volkschule, die jüngere Amira besucht den Kindergarten. Lina arbeitet bei Amazon, Waheed bei der Post. Alle haben die Sprache gelernt und haben es geschafft finanziell auf eigenen Füßen zu stehen.
Mutter Zobaida engagiert sich mittlerweile ehrenamtlich bei jener Organisation, die ihr Lesen, Schreiben und die deutsche Sprache beigebracht hat, bei “Orientexpress”. Sie ist dreimal pro Woche dort und fühlt sich in der Gemeinschaft migrantischer Frauen sehr wohl. Shakiba, Mansur und Zobaida leben zu dritt in einer netten Mietwohnung in Wien.
Alle Mitlieder der Familie haben inzwischen den Status der Asylberechtigten und einen Konventionsreisepass ausgestellt bekommen.