Medienverbundprogramm Umwelt

Mitte 1983 wurde in der damaligen österreichischen Medienkommission der Vorschlag für ein Medienverbundprogramm „Umwelt“ eingebracht. Das Konzept dafür hatten Voitl und Guggenberger als ORF Medienredaktion erarbeitet.

Sogenannte “Medienverbundprogramme” waren damals (heute gibt es sie nicht mehr) Programme der Erwachsenenbildung, die auch Hörfunk, Fernsehen und Printmedien zum Einsatz brachten. Die jeweiligen Themen wurden von einer „Medienkommission“ begutachtet und gegebenenfalls genehmigt. Diese Kommission war zusammengesetzt aus Vertretern des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst (BMfUK), des ORF, der Interessensvertretungen, der Katholischen Kirche und Vertretern der Institutionen der Erwachsenenbildung.

Basis des Medienverbundprogramms “Umwelt” war das von Voitl und Guggenberger entwickelte Konzept des „Naturstreiks”. Ihre Bildungsinitiative stellten sie auch Dr. Helmut Zilk, dem zuständigen Bundesminister für Unterricht und Kunst vor.

Der Vorschlag für ein Medienverbundprogramm zum Thema „Umwelt“ wurde von der Kommission, der auch der ORF angehörte, akzeptiert und finanziert.

Logo des Bildungsprogramms von Jan Lenica

Um das Projekt personell durchführen zu können, installierten Voitl und Guggenberger die „Projektgruppe Umwelt“: Diese basierte auf einem Kooperationsvertrag zwischen dem Verein „Ökologie und Medien“ (Voitl, Guggenberger), sowie dem Verein „Ökologie alternativ“ (ein der GPA / Gewerkschaft für Privatangestellte nahestehender Verein; Obfrau: Renate Winklbauer)

Die Mitarbeiter der Projektgruppe Umwelt waren: Elisabeth Guggenberger, Helmut Voitl, Renate Winklbauer, Lisl Rizy, Dieter Chiste, Barbara Köszegi, Monika Lieschke, Marlies Garbsch, Toni Kofler, Peter Färbinger, sowie Ditmar Bachman und Günter Tomberg als durchführende Koordinatoren.

Das Projekt startete im März 1984 mit der sogenannten „Impulsphase“. Eine “Fortbildungsphase” und eine “Sozialphase” sollten im Laufe von zwei Jahren (bis Ende 1986) folge - siehe Phasenplan. Die im Zuge des Projektverlaufs mit den Menschen erarbeiteten themenrelevanten Ergebnisse sollten dann in Dokumentarfilme einfließen, die im ORF ausgestrahlt werden (“bürgernahes Fernsehen”).

Um den Schwierigkeiten zu begegnen, die dem Projekt aus Kreisen der Wirtschaft und Industrie entgegenbracht wurden, kam es zu mehreren ausführlichen Gesprächsrunden der Projektgruppe mit Wirtschafts- und Industrievertretern. Diese befürchteten vor allem die Ausstrahlung der “Öko-Filme” im ORF. Die Analyse eines dieser Gespräche hier

Schließlich endete das Projekt tatsächlich als „Torso“. Die Ausstrahlung von “Öko-Filmen” wurde erfolgreich verhindert, da Mitte 1985 der ORF unerwartet aus dem gesamten Medienverbund „ausstieg“. Dies hatte der damalige Informationsintendant Franz Kreuzer entschieden. Damit war das vom Gereralintendanten Bacher vorgegebene Ziel ein weiteres Beispiel für “bürgernahes Fernsehen” zu realisieren, storniert worden.

Das Bundesministerium für Unterricht und Kunst, sowie die Medienkommission bedauerten diesen einseitige Vorgangsweise des ORF, gaben sich aber selbst die Schuld, da verabsäumt worden sei, vorweg einen verbindlichen Rahmenvertrag mit dem ORF abzuschließen. Die Medienkommission übte heftige Kritik: “Ein Partner hat ein gesamtes Programm zum Scheitern gebracht und die Möglichkeit und Mitgestaltung durch alle Beteiligten, die bei diesem Projekt erstmals gegeben waren, negiert. (…) Durch das Aussteigen des ORF ist die Chance einer konsensgetragenen Aufarbeitung der Inhalte verspielt worden.

Die “Projektgruppe Umwelt” war daher gezwungen Ende 1985 das Projekt mit einem Endbericht abzuschließen:

Demnach hatte die Projektgruppe zwischen 1984 und 1985 im gesamten Bundesgebiet rund 400 Veranstaltungen (Seminare, Vorträge, Aktionen etc.) durchgeführt, die von ca. 2500 TeilnehmerInnen besucht worden waren. 250 „Multiplikatoren“ für die Abhaltung weiterer Seminare waren ausgebildet und mit didaktischem Material ausgestattet worden. Eine 20 min. filmische Dokumentation zeigt diese Arbeit.

Die Projektgruppe Umwelt hatte weiters einen „Medienkoffer“ produziert, in dem sich diverse Materialien befanden, die für die umwelt-didaktische Arbeit eingesetzt werden können. 100 Stück des Medienkoffers waren an Multiplikatoren ausgehändigt worden. Darin befand sich auch das DAS NETZ, ein kybernetisches Computersimulationsprogramm entwickelt von Peter Färbinger und Ditmar Bachmann. Dieses Spiel animierte zum vernetzten Denken: Ein Staat soll in ein Gleichgewicht gebracht und ausgewogen weiterentwickelt werden.

Fotos

Streik Telegramm
Mappe Medienverbund
Info Impulsphase 19840522
Info Impulsphase 19840900
Burghart Schmid zu Bloch
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Verein Ökologie und Medien

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Öko-Zentrum Emmersdorf