Öko-Zentrum Emmersdorf

19. Feb.

In den 1980er Jahren wurden Ökologie und Ökonomie häufig noch als unvereinbare Antagonisten wahrgenommen. Ein konkretes praktisches Beispiel sollte das Gegenteil beweisen und demonstrieren, dass auch ökologisch orientierte Unternehmen ökonomisch rentabel sein können.

1981 initiierten Voitl und Guggenberger im Rahmen ihres Vereines „Ökologie und Medien“ eine Projektgruppe, die sich die Realisierung eines “Öko-Zentrums” als wirtschaftliches Unternehmen zum Ziel setzte. Diese Initiativgruppe bestand aus ihnen selbst, aus Ing. Karl Färbinger, einem Unternehmer, sowie dreißig weiteren Personen (Wissenschaftler, Ökonomen, Praktiker).

Innerhalb von zwei Jahren erarbeitete diese “Projektgruppe Öko Zentrum Emmersdorf” eine Machbarkeitsstudie für ein wirtschaftlich geführtes Öko-Zentrum, sowie ein Marketing-und Organisationskonzept. Der Standort: Auf einem ehemaligen landwirtschaftlichen Gutshof samt Agrarland in Emmersdorf (nahe von Klagenfurt). Siehe Projekt-Folder Öko Zentrum Emmersdorf.

Das Öko-Zentrum Emmersdorf sollte jener Ort werden, wo die Synergie von Ökologie und Ökonomie praktisch erprobt wird, Synergie als die praktische Umsetzung ökologischer Erkenntnisse unter Beachtung ökonomischer Faktoren. Gegenstand des zu gründenden Unternehmens war die Förderung, Entwicklung, Erprobung und Verbreitung von neuen Technologien, Produktions- und Arbeitsweisen, sowie die Herstellung von Produkten, die dem Begriff „ökologisch produziert“ gerecht werden. Betriebswirtschaftlich waren die Grundpfeiler des Unternehmens der Betrieb einer Land- und Forstwirtschaft, Handels- und Gewerbebetriebe, Forschung und Auftragsforschung, Gutachtertätigkeit, sowie Medienproduktion, Information, Bildung und Beratung.

Die Erarbeitung dieser Machbarkeitsstudie war mit öS. 600.000 finanziell gefördert worden und zwar zu gleichen Teilen vom Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz, dem Land Kärnten und der Stadt Klagenfurt.

Das Projekt fand national und international Beachtung, Anerkennung und Zuspruch. Dennoch scheiterte das Projekt Öko-Zentrum Emmersdorf:

Es fiel parteipolitisch motivierter Engstirnigkeit und Aversion gegen ökologisches Denken zum Opfer: Während Bundespolitiker, Umweltminister Dr. Kurt Steyrer und Sozialminister Alfred Dallinger, beide Sozialdemokraten, das Projekt unterstützten und förderten, versetzten Kärntner Lokal- und Landespolitiker der Freiheitlichen Partei Österreichs unter Führung von Jörg Haider, sowie einige Vertreter der Österreichischen Volkspartei und der Kärtner Landwirtschafts- und Wirtschaftskammer, dem Projekt einen intriganten Todesstoß. Als federführende, destruktive Kraft erwiesen sich Jörg Haider und seine Parteifunktionäre im Klagenfurter Gemeinderat. Mit Hilfe der lokalen Presse brachte er den bereits in Aussicht gestellten Pachtvertrag für Gebäude und Grundstücke mit der Stadt Klagenfurt zu Fall. Der Projektgruppe Öko-Zentrum Emmersdorf gelang es nicht, der parteipolitischen Phalanx Paroli zu bieten. Auch ein Hearing im Klagenfurter Gemeinderat brachte kein positives Ergebnis.

Die FPÖ hatte finanzstarke Investoren als Interessenten für die Grundstücke des Gutes Emmersdorf ins Spiel gebracht. Statt eines Öko-Zentrums sollte in Emmersdorf eine noble Privatklinik errichtet werden. Als dieser Deal jedoch platzte, wollte Jörg Haider im Gutshof Emmersdorf ein “Volkskultur-Zentrum zur Bewahrung ländlicher Kultur” etablieren. Doch auch dieses Projekt wurde nie realisiert.

2025: Die wunderbaren Grün – und Ackerflächen des ehemaligen Gutes wurden inzwischen in Bauland umgewidmet. Emmersdorf ist heute ein wild zersiedelter Schandfleck an Rande der Stadt. Das Schloss Emmersdorf, mittlerweile in Privatbesitz, verfällt.