Russlands Heiliger Kampf

1998

Inhalt

Nach dem Fall des Kommunismus konnte die russisch-orthodoxe Kirche den Reichtum ihrer spirituellen Tradition wieder frei entfalten. Es gab aber Entwicklungen, die vorerst wenig Beachtung fanden. Antidemokratische Tendenzen in Teilen der russischen Orthodoxie hatten das Potential das Verhältnis zur westlichen Welt schwer zu belasten. Die Sympathie orthodoxer Geistlicher für den islamischen Fundamentalismus und ein neues Religionsgesetz spielten dabei eine wichtige Rolle.

Der Film beleuchtet eine politische Entwicklung Russlands, die im Westen damals (1998) noch kaum wahrgenommen wurde. Der russisch-orthodoxe Priester Venjamin Novik aus St. Petersburg bezeichnet diese Entwicklung seiner Kirche als „islamischen Fundamentalismus in orthodoxem Gewand“. Alle Priester, die sich wie Novik aktiv dagegen einsetzen, galten als die „neuen Dissidenten Russlands“. Sie waren massivem Druck und Repressalien von Seiten ihrer kirchlichen Vorgesetzten ausgesetzt, wurden ihrer Ämter enthoben und aus der Kirche ausgeschlossen, ihre Bücher und Schriften wurden öffentlich verbrannt.

Politisches Instrument dieser Entwicklung war ein neues Religionsgesetz, welches das liberale Religionsgesetz aus 1990 außer Kraft setzte. Die damals noch von Michail S. Gorbatschow gesetzlich verankerte Religionsfreiheit wurde 1997 wieder eingeschränkt. Das neue Gesetz wurde vom Moskauer Patriarchat lanciert und im September 1997 mit massiver Unterstützung der Kommunisten und Nationalisten in der Duma verabschiedet. Es besagte, dass künftig nur solche Religionsgemeinschaften anerkannt werden sollen, die traditionell in Russland beheimatet sind, also die Russische Orthodoxie und der Islam. Sollte dieses neue Religionsgesetz ursprünglich das Vordringen amerikanischer, evangelikaler Sekten verhindern, wurde es auch dazu benutzt, den Einfluss der katholischen Kirche zurückzudrängen. Denn ob der Katholizismus zu den traditionellen Religionen Russlands gerechnet werden muss, ist umstritten.

Der Dokumentarfilm weist auf ein politisch höchst brisantes Faktum hin: Teile der Orthodoxie und des Islam, haben sich in der Ablehnung des Westens und seiner Demokratie zu einem Schulterschluß zusammengefunden. Die Aussage des Vorsitzenden der Islamischen Kultusgemeinde in Russland, Gaidar D. Dschemal, ließ aufhorchen: Eine „politische Symbiose von Orthodoxie und Islam im zukünftigen Russland sei durchaus vorstellbar".

Voitl und Guggenberger arbeiteten auch bei dieser Produktion wieder mit Anatol Strelianyi und seiner Frau, der Journalistin Helena Vorontsowa, die die Gespräche führten, zusammen. Es enstand eine 52 min. Version für den ORF und eine 42 min. Version für den BR.

Credits

Fotos

Video

Presse

ORF Pressetext, Würzburger Sonntagsblatt 19980719; Kleine Zeitung 19980930, Die Presse 19981002, Kleine Zeitung 19981002

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