Schöner Dampf: Die russische Banja
Treatment und inhaltliche Matrix (im Jahr 2015, 2016) von Helmut Voitl für einen zweiteiligen Dokumentarfilm über Russlands Menschen. Die Idee dazu stammt ursprünglich (1991) von Anatolij Strelianyi, mit dem Voitl und Guggenberger viele Dokumentarfilme in der ehemaligen Sowjetunion gedreht hatten.
Der Film soll ein Genrebild der russischen Gesellschaft sein; es wird von dem Maler und Karikaturisten Nikolaij Kopeikin “gezeichnet”. Wer herausfinden will, wie russische Menschen ticken, nimmt Nikolaijs Einladung an, mit ihm einige russische Banjas zu besuchen. Aber Vorsicht: Nikolaij ist ein russischer Karikaturist, er liebt die Satire und das Groteske. Sein Humor lässt manchmal das Blut in den Adern gefrieren – sogar beim Aufguss in einer Banja…
In vielen Medien wird Russland mit Putin gleichgesetzt. Die Sicht auf das riesige Land und seine Menschen ist dadurch eingeengt. Der Begriff "die Russen" wird zudem oft abwertend verwendet. Der Film öffnet augenzwinkernd den Blick auf die alltägliche Realität russischer Menschen. Wovon wollen sich russische Menschen in der Banja befreien? Was wollen sie im “schönen Dampf” rausschwitzen und los werden im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben?
So vielfältig und emotional die Antworten sein werden, so vielfältig und bunt sind auch die Drehorte: Die mit Gold und Marmor ausgestattete private Luxussauna einer neureichen “Power-Frau”, eine Häftlingssauna in der Provinzstadt Rusa, die Feldsauna weißrussischer Soldaten, die “schwarze Sauna” in den Dörfern nahe des Onega-Sees, wo in einem Eisloch des Sees nicht nur die Salzgurken zur Konservierung aufbewahrt werden, sondern auch Saunabesucher Abkühlung suchen. Die sündteuer renovierte, traditionsreiche Saduni-Sauna in Moskau ist ein beliebter Ort, wo sich Menschen aus Politik und Business treffen, um ihre Geschäfte zu besprechen. Die Sorgen des Alltags hingegen werden in der kleinen, herabgekommenen Sauna eines Moskauer Arbeiterbezirks besprochen. Ein exklusiver Zirkel von Künstlern und Intellektuellen trifft sich am Wochenende in der Datscha eines Freundes. Russland im Schwitzkasten: Es geht um Geld, Macht und Eitelkeit, Liebe und Hass, um Angst und Hoffnung...
Der Stoff wurde 2015 bei der Österreichischen Filmförderung zur Stoffentwicklung eingereicht. Die Ablehnungsbegründung lautete: “Wen interessiert schon Russland!”