Raissas Restaurant

1992

Inhalt

Während der Dreharbeiten in der Ukraine besuchten Voitl und Guggenberger auch das Bahnhofsbüffet in Kirikovka, einem ostukrainischen Dorf an der Bahnlinie zwischen Kiew und Charkiw. Die Wirtin Raissa Sergejewna Medojewa betrieb die kleine Gaststätte als Genossenschaft. Im noch kommunistischen System war dies schon eine selbstständige Betriebsführung und galt als Vorstufe zu einer zukünftig rein privatwirtschaftlichen Betriebsführung. Die genossenschaftliche Betriebsführung war durch ein Gesetz über Kooperativen bereits erlaubt, von der Öffentlichkeit wurde sie aber beharrlich als Beispiel der verhassten kapitalistischen Gesellschaftsordnung angesehen. Das Dogma „Jeder Privatunternehmer ist ein Spekulant“ bekam auch Raissa zu spüren. Mit ihrem „revolutionären“ Bahnhofsbüffet befand sich Raissa in einer Zwickmühle. Was Raissa servierte, waren beste ukrainische Gerichte, Qualität, die in den staatlichen sowjetischen Restaurants nicht zu finden war. Raissas Betrieb hatte 26 Sitzplätze, sie servierte ca. 300 Malzeiten pro Tag, bezog ihre Ware von bäuerlichen Lieferanten der Umgebung und sie beschäftigte fünf Mitarbeiterinnen, die aus den Einnahmen des Betriebes entlohnt wurden und gewinnbeteiligt waren.

Dieses kulturell wie politisch interessante Beispiel wurde dokumentiert. Der Beitrag über Raissas “pionierhafte” gastronomische Bemühungen um privates Unternehmertum fand einen Sendeplatz in der ORF Kochserie „Häferlgucker unterwegs“.

Teil 1: 16.02.1991

In der ORF Serie “Häferlgucker unterwegs”

Teil 2: 05.06.1992

Im ORF Wirtschaftsmagazin “Schilling”

Voitl und Guggenberger konnten die Handelskammer Niederösterreich und den „Club Niederösterreich“ überzeugen die Gastwirtin Raissa mit einem angepassten Beratungsprojekt zu unterstützen. Ein österreichischer Wirtschaftsberater nahm bei Raissa in Kirikovka alle relevanten Daten ihres Betriebes auf, um mögliche Entwicklungsperspektiven auszuloten. Im Februar 1992 wurden Raissa und eine ihrer Mitarbeiterinnen vom Wirtschaftsförderungsinstitut der niederösterreichischen Handelskammer zu einer Schulung nach Österreich eingeladen. Hier konnten sie in einem zweiwöchigen Seminar mit Theorie und Praxis objektive Gastronomie-Standards kennenlernen (Raissa war zuvor noch nie im „Westen“ gewesen). Das Projekt verstand sich einerseits als „Hilfe zur Selbsthilfe“, andererseits brachten die Filme der österreichischen Zuseherschaft einen Einblick und ein besseres Verständnis in die Schwierigkeiten, die der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft mit sich bringt.

Credits

Credits Häferlgucker; Credits Schilling;

Fotos

Video

Presse

ORF Presseinformation; ORF Nachlese 2/1991; 19910706 Kronenzeitung; NÖN 199220,

Dokumente

Sprechertext Häferlgucker
Sprechertext Schilling
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