Was tun, Towarisch?
1990
Inhalt
Was tun, Towarisch? Partei und Armee in der Zwickmühle der Perestroika. Eine Dokumentation anlässlich des 120. Geburtstages Wladimir I. Lenins , der am 22.4.1870 geboren wurde.
Menschen in Bastschuhen - ein Bild für Armut und Unterdrückung. 1863 ist dies der Stoff für den Roman „Was tun?", des russischen Schriftstellers Nikolai Tschernyschewski. Er beschreibt eine sozialistische Gesellschaftsutopie, die den jungen Lenin tief beeindruckte. 1902 schreibt er selbst ein Buch mit demselben Titel - „Was tun?“. Darin fordert er die Revolution und den Aufbau einer zentralisierten Kaderpartei, sowie die Organisation von Berufsrevolutionären. Sein Ziel: Weltrevolution und eine klassenlose Gesellschaft.
In der Sowjetunion tanzte die Armee stets nach der Pfeife der Partei, der KPdSU. Armee und Partei waren wie „siamesische Zwillinge". Dieses Verhältnis war historisch bedingt ideologisch und hat die Geschichte des Landes geprägt. Die Zukunft der UdSSR wird davon abhängen, ob es gelingt diese „Zwillinge“ mit Hilfe der Demokratie zu trennen. Noch stehen viele Widerstände und Hindernisse im Weg. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sowohl Partei wie auch Armee den „siamesischen Zwillingszustand“ mit Gewalt aufrecht erhalten werden.
Jedes Zugeständnis an Marktbeziehungen, Pluralismus und Demokratie ist für das System verderblich. Es kann vom Prinzip her nicht modernisiert werden. Gorbatschows Intention den sowjetischen Sozialismus zu modernisieren, bedeutet de facto also nichts anderes, als ihn zu demontieren. Die Darstellung der Geschichte des Parteistaates zeigt, dass sie eine Geschichte nie dagewesener Gewalt (d.h.: Verbrechen und Unterdrückung mit Hilfe der Armee), der Lüge und des Selbstbetruges (Propaganda und Mechanismen des Parteiapparates) ist.
Anatol I. Strelianyi trifft Menschen, die aus der KPdSU ausgetreten sind und reflektiert mit ihnen über ihre Zeit in der Partei: Warum ist sie so und nicht anders? Warum hat sich die Geschichte des Landes so entwickelt? Was hat die Partei und das Land unter Gorbatschow zu erwarten? Diese Fragen weisen für den Dokumentarfilm „Was tun, Towarisch?“ den Weg. Voitl und Guggenberger sind bei Gesprächen unter Intellektuellen, die der sowjetische Schriftsteller und Journalist Anatol Strelianyi führt, mit der Kamera dabei. Strelianyi ist selbst einer der profiliertesten und wichtigsten Persönlichkeiten der sowjetischen Reform-Intellektuellen. In seinen Gesprächen mit Menschen versucht er die Logik der politischen Entwicklungen zu verdeutlichen. Eines dieser Gespräche mit Juri Petrowitsch Wlassow, fünffacher sowjetischer Weltmeister und Olympiasieger im Gewichtheben (Arnold Schwarzeneggers Vorbild und Idol) ist besonders aufschlußreich. Aus Sicherheitsgründen wurde es in einem alten, abgestellten Autobus gefilmt.
Credits
Fotos
Video
Presse
ORF Information, 19900422 Wiener Zeitung, 19900423 Kurier,
19900423 Mix, Arbeiterzeitung, 19900425 Arbeiterzeitung, Der Standard, 19900425 Kronenzeitung, 19900427 Wochenpresse, 19900505 Zürcher Zeitung; Presse-Page;